Na ich glaub doch, die seh'n wir nimmer!

Kaiser Franz Joseph verwendete diese Worte Anfang 1916 anlässlich der Entsendung der zwei Batterien der K.u.k. Gebirgshaubitzdivision von Marno auf den Kriegsschauplatz Türkei. Offenbar rechnete er mit schweren Gefechten und einer Niederlage im Kampf um den Suez-Kanal.

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Zusätzlich zum Truppenstempel "K.u.k. Gebirgshautbitzbatterie Nr. 2/g-6 / der Gebirgshaubitzdivision v.Marno" (in Schreibschrift) der private Absenderstempel des "Offizierstellvertreter Heinrich Grohmann ..." mit Truppenbezeichnung; portofrei befördert durch die Feldpost des Militär-Mission A.O.K.4 am 24.5.1917, 2-Piaster-Portomarke als Zierde.

Die k.u.k. Truppen in der Türkei

Das Versprechen

Die Frage des aktiven Anschlusses der Türkei an die Zentralmächte wurde schon in den ersten Tagen des Ausbruches des Krieges in Europa akut. Ende Oktober 1914 schloss Deutschland einen geheimen Vertrag ab, wonach Deutschland der Türkei eine größere Anleihe bewilligte und sich verpflichtete, das notwendige Kriegsmaterial sofort nach Eröffnung der direkten Verbindung nach der Türkei zu transportieren. Österreich-Ungarn schloss sich dieser Vereinbarung an und unterzeichnete ebenfalls diesen Vertrag zur Waffenbrüderschaft.

Als die Türkei Ende Oktober 1914 als Verbündeter Deutschlands und Österreich-Ungarns in den Krieg eingetreten war, zeigte es sich, dass die Türkei ohne personelle und materielle Unterstützung der Mittelmächte nicht in der Lage war, ihre strategisch wichtigen Positionen, insbesondere die Meerenge der Dardanellen, gegenüber einem Angriff der Alliierten zu behaupten. Nun galt es, das Versprechen um Truppen- und Materiallieferungen einzulösen.

Im Sommer des Jahres 1914 war die k.u.k. Wehrmacht in Konstantinopel an der Botschaft durch Generalmajor (später Feldmarschallleutnant) Josef Pomiankowski als Militärbevollmächtigter vertreten, während die Geschäfte als Botschafter Johann Markgraf von Pallavicini führte. Pomiankowski war als Militärbevollmächtigter oberste Kommando- und Verwaltungsinstanz und verfügte über ziemlichen Einfluss bei den türkischen Behörden.

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Vordruck-Kuvert "K.u.k. Militärbevollmächtigter / Photostelle "T" / Konstantinopel " als Dienst-Reko-Brief an das Kommando des Kriegsvermessungswesen nach Wien über Feldpostamt 451a vom 24.9.1918. ("T" steht für Türkei)

Die Hierarchie

Als Vertreter der k.u.k. Wehrmacht unterstand Josef Pomiankowski in administrativer Beziehung dem Kriegsministerium in Wien. Für die fachliche Berichterstattung in militärischer und militärpolitischer Hinsicht unterstand er dem Chef des Generalstabes – bis 1917 war das Feldmarschall Franz Graf Conrad von Hötzendorf, dann Freiherr Artur Arz von Straußenburg. Für den Schauplatz Türkei wurde ein eigener Stab geschaffen dessen Aufgabe darin bestand, die bevorstehenden Einsätze auf größerer Ebene vorzubereiten bzw. später zu leiten.

Zwischenhändler Front-Heimat

Der Feldpost kam als zumeist einziger Verbindung mit der Heimat eine immense Bedeutung zu. Neben dem nur spärlich erteilten Urlaub übernahm vor allem sie eine entscheidende Rolle im mentalen, die Motivation stärkenden oder stabilisierenden Bereich. Diese Wirkung des Feldpostverkehrs wurde von den Verantwortlichen in der Obersten Heeresleitung und in der Feldpostverwaltung auch deutlich erkannt und für wichtig gehalten.

O schöne Stunden, wenn die Feldpost naht,

Wenn so erwartungsvoll die Augen glänzen,

Ein Brief für Dich, ein Päckchen, Kamerad,

Ganz nah sind Dir der lieben Heimat grenzen.

Aus dem Gedicht "Der Feldpostbrief" (Anonym in: Am Bosporus. Deutsche Soldatenzeitung Nr.8 vom 17.12.1918, Bl.6)

Jeder Soldat soll die Gelegenheit haben, brieflichen Kontakt mit seinen Angehörigen zu halten. Allen Soldaten und Zivilpersonen der Armee im Felde und der Kriegsmarine wurde Portofreiheit gewährt. Diese Portofreiheit bezog sich auf Briefe und Postkarten; die übrigen Sendungen waren portopflichtig. Als Nachweis der Portofreiheit von der Front war die Anbringung eines militärischen Formationsstempels, die Bezeichnung Feldpost oder der Stempel Von der Armee im Felde notwendig. Dienstliche Sendungen erhielten den Vermerk Dienstsache oder ähnlich, weil diese Sendungen auch eingeschrieben aufgegeben werden konnten.

Aus dem Schützengraben

Die Truppenstempel hatten eine postalische Funktion zu erfüllen, in dem sie die Portofreiheit bestätigten und sie waren die Bestätigung für die durchgeführte Zensur der Sendungen. Weiters erfüllten die Truppenstempel die historische Funktion und geben ein Bild über Aufbau, Gliederung und Organisation der öst.-ung. Wehrmacht. Aus der Kenntnis der Truppe und deren Verwendung im Kriege lässt sich ableiten, woher die jeweilige Feldpost stammt, sei es allgemein oder bis auf den Ort genau. Jedes Kommando (Behörde, Anstalt) und jeder, auch der kleinste Truppenteil, verfügte über einen Truppenstempel. Dementsprechend groß ist die Zahl und die Vielfalt in der Ausführung der Stempel. Je nach Anzahl der Soldaten bei dieser Truppe ist so ein Stempel entweder häufiger oder seltener.

Ich bin gesund und es geht mir gut

Die Meinung Kaiser Franz Josefs (siehe Titel) teilten viele – sowohl zuhause wie auch Angehörige der Truppen im Felde. Und dennoch gelang es den Offizieren und Soldaten der k.u.k. Truppen in der Türkei dank der guten Ausbildung, der technischen Unterstützung und der durchdachten Organisation nicht nur den Wüstenkrieg zu überstehen, sondern auch wieder in die Heimat zurück zu kehren.

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Glückwünsche an Oberleutnant Rippel aufgenommen am 9.10.1916 um 6:34 Uhr in Pera – ausgeliefert am 10.10.1916, 10:00 Uhr in Aleppo – auf türkischem Telegramm-Formular und türkischer roter Zensur-Oblate.

Unter dem Eindruck der Katstrophen an den Fronten nahm die türkische Regierung am 5.10.1918 erste Verhandlungen für einen Waffenstillstand auf. die Unterzeichnung erfolgte am 30.10.1918 auf der Insel Mudros.

Die Rückführung der ersten k.u.k. Formationen aus der Türkei begann am 27.10.1918 mit dem Schiff Stella. Der Kampf- und Kriegseinsatz der k.u.k. Formationen war damit beendet.

Die bei den Kämpfen in Palästina in britische Kriegsgefangenschaft geratenen k.u.k. Offiziere und Soldaten wurden in den Lagern gesammelt und von dort aus im Jahr 1919 repatriiert.

Zwischen 1914 und 1918 waren ca. 10.000 k.u.k. Wehrmachtsangehörige in militärischer Mission in der Türkei. Der Gesamtstand beträgt lt. Literatur per 18. September 1918: 313 Gagisten und 3.170 Mann.